Daniel Hintermann

«Gott ist mein Plampi!»

Foto: Familie Leu, Hirschthal

Vor dem Trauergespräch mit Familie Leu in Hirschthal wusste ich nicht, was ein Plampi ist. Hätten Sie es gewusst?
Auf dem Bild sehen Sie Peter Leu mit seinem Motocross-Töff mit Seitenwagen und seinem «Plampi» namens «Wältu». Plampi nennt man den Beifahrer bei einem Töff-Rennen. Bei der Trauerpredigt Mitte April nahm ich das Bild vom Töff mit Seitenwagen auf und beschäftigte mich mit der Frage, ob Gott beim Bild vom Töff-Gespann am Steuer ist oder im Seitenwagen mitfährt. Was würden Sie sagen? Möchten Sie, dass Gott in Ihrem Leben den Lenker hält oder dass er im Seitenwagen mitfährt?

In der Bibel ist natürlich nicht von einem Töff mit Seitenwagen die Rede, aber auf die Fragestellung finden sich durchaus Antworten und zwar für beides!

Wenn Gott z.B. Jakob sagt: «Ich werde dir beistehen und dich beschützen, wo du auch hingehst» (1. Mose 28,15), ist Gott als Begleiter gedacht. Ähnlich sagt Gott auch zu Josua, als er ihn zum Nachfolger von Mose beruft: «Sei mutig und entschlossen! Hab keine Angst und lass dich durch nichts erschrecken; denn ich, der HERR, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst!» (Josua 1,9)

Andererseits führt Gott sein Volk durch die Wüste und auch Jesus weist seinen Jünger/-innen den Weg. In den Psalmen werden Menschen aufgefordert, «Gott die Führung in ihrem Leben zu überlassen und ihm zu vertrauen.» (Psalm 37)

Im Unser Vater beten wir: «Dein Wille geschehe».

Ist Gott nun «Pilot» oder «Plampi»? Vielleicht ist er beides! In vielen Bibelversen sagt Gott uns seine Begleitung, seinen Schutz, seinen Segen zu. Das ist ein starker Trost und eine grosse Ermutigung, dass wir davon ausgehen können, dass Gott mit uns ist. Gerade Bewahrung und Schutz erfahren wir ja immer wieder, wenn wir aus einer brenzligen Situation heil herausgekommen sind. Wer nun die Erfahrung von Gottes Nähe gemacht hat und glauben kann, dass Gott da ist – durch seinen Geist, durch (Schutz-)Engel, durch den Beistand anderer Menschen und auf manch andere Weise – dem wird leicht(er) die Bitte über die Lippe kommen: Gott, führe du, steuere du mein Leben, damit ich nicht vom Weg abkomme.

Die Bitte darum, dass Gott das Steuerrad in seine Hände nimmt, entbindet uns nicht von unserer Eigenverantwortung. Nach meiner Erfahrung und meiner Bibelkenntnis geht es hier also nicht um eine Alternative, bei der man wählen muss, ob Gott oder ich selbst am Steuer sitze, sondern um ein Komplementär-Modell, um eine Ergänzung nach Reissverschluss-Prinzip. Meine Entscheidungen und Gottes Führen liegen wohl manchmal so nahe beieinander, ja ineinander, dass kaum zu unterscheiden ist, wer führt. Das ist geheimnisvoll und wunderbar, finde ich.

Ob Gott nun Plampi oder Pilot ist, muss ich nicht entscheiden, sondern darf dieses Miteinander glaubens- und hoffnungsvoll leben.

Daniel Hintermann, Pfarrer
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