Weihnachten. Gottes «Bedienungsanleitung» für den Umgang mit Macht
Zu Weihnachten offenbart Gott, wie er sich ‚Weltmacht‘ vorstellt – mit seiner Liebe. Der Unterschied zur Mehrheit der Mächtigen in der Welt fällt schnell auf. Es beginnt damit, wie jemand an die Macht kommt. Braucht es ein (Wahl-)programm, das keine Fragen offenlässt?
Gott weckt erst einmal Neugier auf etwas nie Dagewesenes. Er schafft es, dass einige weise Männer einem Stern folgen, der sie in die Fremde führt. Viele Fragen werden unterwegs aufgetaucht sein: Wie weit können wir gehen? Sie erleben: weiter als gedacht! Als sie ankommen, finden sie ein mächtig ohnmächtiges Kind, von dem sich der gewalttätige Herodes dennoch bedroht fühlt.
Kommt es auf die Grösse der Versprechen (vor der Wahl) an?
Gott verheisst, dass niemand Angst haben und zittern muss: Fürchtet euch nicht! Diesen Aufruf kann man vage nennen. Aber es ist entscheidend, ob man sich in Acht nehmen muss vor der Zukunft oder voller Zuversicht lebt. Niemand muss vor Gottes «höherer Gewalt » Angst haben, ganz im Gegenteil. Frieden wird angesagt, obwohl in der Welt alles dagegenspricht. Soll jemand angeben, was er oder sie schon vollbracht hat?
Gottes Zeugnisse waren seinerzeit im Alten Testament zu finden. Das Urteil über Gottes Erfolg bei den Menschen steht uns nicht zu. Gott ist Richter, kein Mensch; auch nicht der, der es sich einbildet. Wir hören von den menschenfreundlichen «Masseinheiten» Gottes: Gerechtigkeit für die Schwachen, Barmherzigkeit mit allen, sogar mit sich selbst, und von unvorstellbar grosser Geduld.
Aus aktuellen Gründen: Zieht im (Wahl-)kampf hartes Vorgehen gegen Flüchtlinge?
Bei Gott nicht! Jesus ist kaum auf der Welt, schon ist sein Leben bedroht. Die Flucht ist die einzige Option. Alternativen zu Ägypten werden gar nicht erörtert. Josef bricht mit der ganzen Familie sofort auf. Ist Tiktok nicht die Lösung? Sollte jemand präsenter sein in den Sozialen Medien? Auf jeden Fall, wenn sie denn sozial im eigentlichen Sinne genutzt werden. Gott setzt auf menschliche Begegnungen und schickt seine Engel sogar zu Hirten, die alles andere als Trendsetter waren. Höchstens als Follower waren sie geduldet. Zu Weihnachten aber sind sie die Ersten und verwandeln sich in Influencer, verbreiten die Nachrichten vom Kind in der Krippe.
Bis Gott sich mit seiner Liebe endgültig durchsetzt, kann einem die Zeit lang werden. In Seiffen, einem kleinen Dorf im Erzgebirge, haben sie vor Jahrhunderten begonnen, die Geschichten von Gottes liebevoller Weltmacht in Holz zu schnitzen. Vielleicht ist die kleine, aber sehr markante, achteckige Seiffener Bergkirche jene Kirche weltweit, die am häufigsten aus Holz, z.B. auf Schwibbögen, nachgebaut wurde. Aber angesichts der Weltgeschichte beschleicht mich der Gedanke, dass wir sie zu selten hervorholen, zu selten Weihnachten feiern und daher nicht oft genug Gottes «Bedienungsanleitung» für den Umgang mit
Macht am Anfang des Matthäus- und Lukasevangeliums studieren.
Dörte Gebhard, Pfarrerin