«Hunger frisst Zukunft» Zur HEKS-Kampagne 2025
«Iss deinen Teller leer. Denk an die Kinder in Afrika, die nichts zu essen haben!» Das bekam ich als Kind zu hören, besonders, wenn Kümmel am Essen war. Bei meinen Eltern leider sehr beliebt – ich mag ihn bis heute nicht. Dabei ist Kümmel so gesund und eines der ältesten Gewürze überhaupt, ich weiss. Was mein Herumgemäkel mit den Kindern in Afrika zu tun haben sollte, blieb immer unklar. Klar ist dagegen, dass wir in Saus und Braus leben und die Lage im globalen Süden prekär ist.
Dennoch geben wir die Hoffnung nicht auf. Die Vision des HEKS und vieler Hilfsorganisationen ist – trotz aller Rückschläge – immer noch eine Welt ohne Hunger. Denn so hat sie Gott geschaffen. Wenn wir weltweit gerechter teilten, reichte es bei weitem für alle.
Es wäre für alle Menschen wahr, was im 104. Psalm steht:
Gott, du lässt Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen, dass du Brot aus der Erde hervorbringst, dass der Wein des Menschen Herz erfreut und sein Antlitz vom Öl glänzt und das Brot des Menschen Herz stärkt.
Doch die Hungerkrisen im globalen Süden nehmen zu und der Zugang zu genügend gesunder und kulturell angepasster Nahrung wird für die lokalen Gemeinschaften immer schwieriger. Hunger und Unterernährung verhindern, dass Menschen in Würde leben und ihr Potenzial entfalten können. Hunger frisst buchstäblich jegliche Aussichten auf eine bessere Zukunft.
Die Ursachen für diesen gefrässigen Hunger liegen hauptsächlich darin, dass die Herstellung von Lebensmitteln dort erfolgt, wo die Produktion billig ist und der Verkauf dort, wo die Kaufkraft sitzt. Die Konzentration auf den Agrarexport führt dazu, dass Menschen im Süden anbauen, was sie sich selbst nicht leisten und somit nicht konsumieren können. Für den Eigenbedarf produzieren sie zwangsläufig wenig gewinnbringende, nährstoffarme Güter. Einseitiges, qualitativ unzureichendes Essen führt aber zu Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen, dem sogenannten «verborgenen Hunger».
Diese Form der Unterernährung ist oft nicht unmittelbar erkennbar, verursacht aber krankhaftes Übergewicht und schwächt das Immunsystem, was zum tödlichen Verlauf sonst harmloser krankheiten führen kann. Unterernährte Kinder weisen körperliche wie auch geistige Entwicklungsverzögerungen auf. Dadurch zerstören Hunger und Unterernährung die Zukunftsaussichten für mehrere Generationen.
HEKS setzt sich in den Projektländern in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Landwirtschaft ein, um die Nahrungssicherheit und die gesellschaftliche Stellung der Frauen zu verbessern. Es geht um die Produktion von gesunder und kulturell passender Nahrung für den Eigenbedarf der lokalen Gemeinschaften.In der Passionszeiten vor Ostern ist für uns die Auswahl riesig, Gutes zu tun und zu helfen, sei es beim Rosen kaufen oder am ökumenischen Suppentag oder durch die Unterstützung unseres Gemeindehilfsprojektes.
Es kommt also hierzulande weniger darauf an, ob ich meinen Teller leer esse, sondern vielmehr darauf, was und wie viel ich mir überhaupt auftischen lasse und was ich gut und gern hergebe, ohne dass mir etwas fehlt.
Nicht nur Kümmel.
Dörte Gebhard, Pfarrerin